20 ноября 2008
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Wladimir Andrianov: Die grundlegenden Konzeptionen zur Regulierung der Wirtschaft: Das Modell der sozialen Marktwirtschaft

Das Entstehen der sozialen Schule in Deutschland

Eine neue wissenschaftliche Strmung unter der Bezeichnung soziale Richtung oder soziale Schule entstand in den 1880/90er Jahren in Deutschland.
Die soziale Schule stellte keine einheitliche Richtung dar, die sich aus einer zentralen Lehre mit grundlegenden Kategorien der konomischen Wissenschaft ergab.
Die verschiedenen Strmungen der sozialen Schule vereinte vielmehr das soziale Herangehen als Alleinstellungsmerkmal dieser Schule.
Notwendige Voraussetzung der wissenschaftlichen Erkenntnis war dabei die Untersuchung konomischer Probleme von den breiteren Positionen der Soziologie aus - der Wissenschaft von der Gesellschaft als ganzheitlichem System.
Die konomie wurde als Teil des sozialen Systems verstanden, das evolutionre Vernderungen durchlebt. Deshalb entstehen die Wertvorstellungen, Motive und Verhaltensmuster der wirtschaftlich Ttigen unter dem Einfluss der Vernderungen in den Wirtschaftsstrukturen und der sozialen Umgebung.
Die Wirtschaftsprozesse wurden als Ergebnis des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren aus Wirtschaft, Politik, Recht und Ideologie.
Im Rahmen der neuen wissenschaftlichen Richtung wurde versucht, eine Wirtschaftstheorie zu entwickeln, deren Grundlage ein soziales Herangehen an die Analyse der wirtschaftlichen Erscheinungen war.
Das Entstehen einer sozialen Schule ausgerechnet in Deutschland hatte mehrere Ursachen:

In den 1870er/80er Jahren entwickelte sich die deutsche Wirtschaft in einem hohen Tempo und verwandelte das rckstndige Land in eine fhrende Weltmacht;
die gesamte Industrieproduktion wurde auf die neueste technologische Basis umgestellt;
das Privateigentum wurde allmhlich in Aktienbeteiligungen berfhrt;
zu zentralen Akteuren auf dem Markt wurden die Monopole und die Gewerkschaften, die Rolle des Staates bei der Regulierung der Wirtschaftsprozesse wuchs deutlich.
Im Ergebnis entstand ein neues Organisationssystem der Marktwirtschaft, dessen Praxis nicht in die Verhaltensschemata eines isolierten rationalen Subjekts passte. In dieser Situation wandten sich die deutschen konomen dem Studium der sozialen Aspekte der Wirtschaftsprozesse zu.

Historische Erluterung: Die bekanntesten Vertreter der sozialen Richtung in Deutschland waren der Soziologe und konom Rudolf Stammler (1856 - 1938) und der Professor fr Politische konomie Rudolf Stolzmann (1852-1930).
Stammler formulierte in seiner Arbeit Wirtschaft und Recht aus der Sicht des materialistischen Geschichtsverstndnisses die philosophischen und methodologischen Prinzipien der sozialen Richtung. Stolzmann entwickelte in seinen Arbeiten Soziale Kategorien(1896), Der Zweck in der Volkswirtschaft(1907) die theoretisch-methodologischen Grundlagen der neuen Lehre.
Als Vertreter der sozialen Schule traten auch A. Ammon, Karl Diehl, Franz Oppenheimer und F. Petri hervor.


Die Anhnger der sozialen Richtung behaupteten, dass die wirtschaftlichen Kategorien einen bestimmten sozialen Inhalt haben, hinter dem sich gesellschaftliche Beziehungen zwischen Menschen verbergen.
Diese Beziehungen treten am ehesten als Rechtsverhltnisse in Erscheinung. Das wirtschaftliche Leben der Gesellschaft stellt sich als gemeinsame Ttigkeit von Menschen dar, die durch Rechtsnormen verbunden sind.
So behauptete Rudolf Stammler, dass die Produktionsweise im sozialen Sinn eine besondere Form einer von auen regulierten Zusammenarbeit von Menschen sei, die auf die Erlangung der Mittel gerichtet ist, die zur Befriedigung der Bedrfnisse erforderlich sind.
Er unterstrich, dass in den wirtschaftlichen Erscheinungen unbedingt zwischen Form und Inhalt zu unterscheiden ist. Der Inhalt ist die gemeinsame Ttigkeit der Menschen auf der Grundlage der gesellschaftlichen Arbeitsteilung.
Die Form ist die uere Regulierung, die sich ber das Recht, den Staat, die Gesetze verwirklicht. Gerade die rechtliche Regulierung gibt, nach seiner Auffassung, der Gesellschaftsordnung eine bestimmte Form.
Das soziale Herangehen trennte die sozialen Beziehungen vom Produktionsprozess. Die Theoretiker der sozialen Schule sahen in der Produktionssphre nur technische Prozesse, bar jeder sozialen Spezifik, und nicht mit einer bestimmten Gesellschaftsordnung verbunden.
Die Produktion wurde als ewiger, unvernderlicher Prozess des Zusammenwirkens von Produktionsfaktoren angesehen.
Zu einem wichtigen Wesensmerkmal der Methodologie der sozialen Schule wurde die Verneinung objektiver konomischer Gesetze.
Die Anhnger dieser Richtung meinten, dass zwei vollkommen unterschiedliche Welten existieren - die Welt der Natur, wo objektive Gesetze wirken und die Welt des menschlichen Geistes, die als eine Spre angesehen wird, wo der freie menschliche Wille herrscht.
Der Mensch schafft alles nach seinem Willen, indem er Vorstellungen und Ziele hat. Gesellschaftliche Gesetze - das sind die Gesetze menschlicher Motive.
Indem sie die Produktion als Grundlage menschlicher Beziehungen negierten, dachten die Vertreter der sozialen Schule, dass Rechtsfaktoren mittels ethischer Normen geregelt werden.
Sie schlugen vor, eine neue Methode der Erkenntnis wirtschaftlicher Prozesse einzufhren - die teleologische. Das Hauptpostulat dieser Methode lief darauf hinaus, dass wirtschaftlichen Prozessen von vornherein Zielgerichtetheit und Zweckmigkeit zugeschrieben wurden.
Als wichtigstes Ziel galt das Streben nach Befriedigung der Bedrfnisse. So stellte Rudolf Stolzmann zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts fest, dass das Endziel der Warenproduktion der Dienst an einem hheren moralischen Ideal sei, dass er in der Gewhrleistung einer wrdevollen Existenz fr alle Mitglieder der Gesellschaft sah.
Von diesen methodologischen Positionen aus leiteten die Anhnger der sozial-rechtlichen Richtung die Grundkategorien der Wirtschaftswissenschaft ab.
Die Verfechter der sozialen Schule verteidigten die These von einer mglichen Verbesserung der Marktwirtschaft mittels sozialer Reformen durch die Bildung von Arbeiter-Korporationen.
In der staatlich-rechtlichen Regulierung der Produktion und des Vertriebs sahen sie ein Mittel zur Beseitigung sozialkonomischer Widersprche im Kapitalismus.
Die Umwandlung von Privateigentum in aktionres, die Entwicklung von Monopolen, die ihre Ttigkeit planen, betrachteten sie als Grundlage einer neuen Gesellschaftsordnung, frei von sozialen Antagonismen.
hnliche Ansichten zu den Wirtschaftsprozessen vertrat auch der Chef der sozialen Richtung im benachbarten sterreich - Ottmar Spann.

Erluterung: Ottmar Spann (1878 - 1950)war ein bekannter sterreichischer konom und Soziologe, Professor der Politischen konomie und der Statistik. In seiner Hauptarbeit Das Fundament der Volkswirtschaft (1918) stellte er eine neue Variante der Sozial-Lehre vor, die Universalismus genannt wurde.

Spann verteidigte die Idee von der Notwendigkeit einer strkeren staatlichen Regulierung der konomischen Prozesse. Den Staat sah er als wichtigstes Wirtschaftssubjekt, das alle Seiten des Funktionierens einer Gesellschaft bestimmt.
Die Doktrin des Universalismus war ein Erzeugnis konkreter historischer Umstnde als Reaktion auf die schwierigen Wirtschaftsbedingungen, die im Lande entstanden waren.
Die dramatische Verschrfung der Widersprche in sterreich nach dem ersten Weltkrieg, der Zerfall von sterreich-Ungarn, eine aktive sozialdemokratische Bewegung, die Verstrkung der Krisenerscheinungen im Lande waren von einer Vernderung der internationalen Lage begleitet.
Der Sturz der Monarchie in Deutschland im Jahre 1918, die Oktoberrevolution in Russland, die Grndung der Republik sterreich wurden zur praktischen Grundlage des theoretischen Problems eine dritten Weges
Es begann die Suche nach einer harmonischen Gesellschaft zwischen der revolutionren und der reformistischen Entwicklungsrichtung.
Unter diesen Bedingungen sahen viele konomen den Ausweg aus der sich verschrfenden Situation in einer Verstrkung der staatlichen Leitung der wirtschaftlichen Prozesse.
Methodologische Grundlage der Lehre Spanns war die Theorie von der Ganzheitlichkeit (Lehre von der Ganzheitlichkeit oder Universalismus), deren Ausgangsthese darin besteht, dass die menschliche Gesellschaft ein ganzheitlicher lebendiger sozialer Organismus ist, in dem jedes einzelne Individuum seine bestimmte Funktion erfllen muss.
Spann nherte sich der Entwicklung der Wirtschaftstheorie von den fr die deutsche Politkonomie traditionellen Positionen der Kameralistik - der Wissenschaft vom Staat, deren besondere Aufmerksamkeit den Problemen der Regulierung galt.
Die konomischen Kategorien sollten, nach Meinung des Wissenschaftlers, gesellschaftliche soziale Beziehungen ausdrcken, unter denen Leitungsbeziehungen verstanden wurden.
Jede Gesellschaft ist nach einer bewussten Arbeitsteilung organisiert. Dieser Fakt verbindet alle Menschen mit den Banden der Solidaritt, fhrt sie aus dem Zustand der Abgeschlossenheit, der Isolation und macht aus den vereinzelten Personen ein einheitliches Ganzes, das nur von den verschiedenen Rahmen der Nationen eingegrenzt wird.
Wenn jedes Individuum in die Wirtschaft des Landes eingebunden ist, hngt sein Wohlstand nicht nur von ihm ab, sondern auch von anderen Produzenten.
Dabei tritt die zentralisierte Staatsmacht als notwendige Bedingung fr die Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung auf, weil der Staat verpflichtet ist, die Stabilitt und Einheit aller Glieder der Wirtschaft zu gewhrleisten.
So verwandelt sich die Gesellschaft in ein einheitliches Ganzes, das seine Teile fhrt und ihre Entwicklung bestimmt.
In einer solchen Gesellschaft sollte der Mensch bei seiner Ttigkeit nicht nur die eigenen Ziele im Blick haben, sondern auch die Interessen der ganzen Nation, des Staates.
Spann unterstrich den sozialen Charakter des Staates, verband ihn mit allgemeinen ethischen Prinzipien des Gemeinwohls, der Abstimmung der Interessen der Nation, wobei er den Staat als hchsten geistigen Wert deutete, den zu bewahren alle Gesellschaftsklassen aufgerufen sind.
Der Staat wurde zu einer ewigen und natrlichen gesellschaftlichen Institution erklrt. Allerdings mssten, nach Spanns Meinung, die konomischen Funktionen des Staates revolutioniert werden. Er sollte zum Organisator der wirtschaftlichen Entwicklung werden.
Die Individuen sollen sich bewusst in ihrer Ttigkeit von einer hheren Zweckbestimmung leiten lassen, die aus den Interessen des Staates hervorgeht.
Spann propagierte die organisierte Wirtschaft in Form einer korporativen Ordnung. Die Korporationen sind Organisationen, in denen sich die Unternehmer mit den Arbeitern zum Zwecke einer bestimmten Ttigkeit vereinigen.
Die neue Gesellschaft soll auf dem Austausch basieren. Allerdings muss sich der Austausch in eine organisierte Zusammenarbeit der Korporationen verwandeln, die einander ntzliche Dienste erweisen.
Spann war der Auffassung, dass die Lehre von den Dienstleistungen zur Grundlage der Theorie der Nationalkonomie werden sollte. Er hob drei Arten von Dienstleistungen heraus:
die unmittelbaren (z.B. die Lebensmittelproduktion,
Konsumgter);
die mittelbaren (z.B. die Herstellung von Produktionsmitteln,
von Halbfabrikaten);
die hochwertigen (z.B. die schpferischen Fhigkeiten der
Menschen, ihr organisatorisches Talent).
Auf der Grundlage der Dienstleistungstheorie versuchte Spann die marxistische Mehrwerttheorie zu widerlegen, indem er eine Idee entwickelte, derzufolge nicht der Kapitalist den Arbeiter ausbeutet, sondern umgekehrt.
Seine Theorie nannte er die Gegentheorie der Ausbeutung oder umgekehrte Mehrwerttheorie.
Spann war klar gegen Demokratie, indem er unterstrich, dass die Demokratie die Pfeiler des totalitren Staates sprengt.
Fr das grundlegende gesellschaftliche Prinzip hielt er die Unterordnung. Er kritisierte die Ttigkeit der Gewerkschaften und forderte ihre Beseitigung, rief zu einem Verbot von Streiks auf.
Es ist offensichtlich, dass die Idee von der universellen staatlichen Meinung dem Totalitarismus sehr nahe stand. In der Folgezeit wurden die Ideen Spanns in breitem Mae in den Doktrinen der italienischen und deutschen Faschisten verwendet.
Methodologische Prinzipien und Traditionen der sozialen Schule hatten einen ernsthaften Einfluss auf die weitere Entwicklung der konomischen Theorie.
Der Versuch, den Abgrund zwischen der sozialen und der konomischen Analyse zu berwinden, stimulierte die Entwicklung eines interdisziplinren Herangehens an das Studium der wirtschaftlichen Prozesse auf der Basis einer Synthese von Recht, Politik und konomie.

Die Konzeption der sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhards

Erstmals tauchte der Begriff Soziale Marktwirtschaft im Jahre 1947 in einer Arbeit des Staatssekretrs im deutschen Wirtschaftsministerium, Alfred Mller-Armak, auf. Fortgesetzt wurden die berlegungen in dieser Richtung vor allem von Wilhelm Repke und Ludwig Ehrhard.
Die soziale Marktwirtschaft, wie sie Repke charakterisiert, - ist der Weg zum konomischen Humanismus. Es ist ein Wirtschaftstyp, der einer Konzentration der Macht die Freiheit gegenberstellt, dem Zentralismus den Dezentralismus, der Organisation - die Selbstbestimmung.
Die Autoren der Konzeption haben die Ideen der Freiburger Schule an die konkreten Bedingungen der sozial-konomischen Entwicklung Westdeutschlands in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg angepasst.
In Ergnzung zur These ber die Verantwortung des Staates fr eine langfristige Aktionsfhigkeit der Wettbewerbswirtschaft begrndeten sie die Notwendigkeit, eine aktive Sozialpolitik zu formulieren und umzusetzen.
Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde offiziell ber das Modell der sozialen Marktwirtschaft in Kenntnis gesetzt.
Diese Konzeption wurde als offizielle Doktrin der Bundesrepublik Deutschland genutzt, war das theoretische Fundament des deutschen Wirtschaftswunders.
In der Doktrin wurde verkndet, dass das Hauptziel der nationalen Wirtschaft darin bestehen sollte, auf der Grundlage eines hocheffektiven und flexiblen, auf dem Wettbewerb beruhenden Wirtschaftssystems sozialen Fortschritt zu erreichen.
Die soziale Marktwirtschaft wurde als Dritter Weg zwischen dem Kapitalismus des 19./Anf. 20. Jh. und der totalitren administrativen konomie angesehen, der zu einer freien, wirtschaftlich effektiven Gesellschaft fhrt.
Mitte des vergangenen Jahrhunderts war Professor Ludwig Ehrhard der Hauptarchitekt der Wirtschaftsreformen, die auf der Konzeption der sozialen Marktwirtschaft futen.

Erluterung: Ludwig Ehrhard (1897-1977), wurde in Bayern in der Familie eines Kleinunternehmers geboren. Sein Erwerbsleben begann er als Lehrling in einem Nrnberger Textilgeschft.
Er erhielt eine mittlere Schulbildung in Frth und Nrnberg und absolvierte die Frankfurter Universitt. Im Laufe des ersten Weltkrieges kmpfte er in der Haubitzenartillerie, 1918 wurde er verletzt.
Von 1928 - 1942 war er Mitarbeiter, dann Direktor des Institutes fr Konjunkturforschung in Nrnberg. Hier begann er mit der Entwicklung der Theorie der sozialen Marktwirtschaft.
Er arbeitete am Institut fr industrielle Forschungen des Chemiekonzerns IG Farben. Whrend der Naziherrschaft leitete er dieses Institut.
Von 1945 - 1946 war er Wirtschaftsminister Bayerns,
von 1948 - 1948 Direktor des Amtes fr Wirtschaft der vereinigten angloamerikanischen Besatzungszone Deutschlands.
Ab 1949 war er Abgeordneter des Bundestags der Christlich Demokratischen Union (CDU).
Von 1949 - 1963 - war er Minister fr Wirtschaft der BRD, ab 1957 Stellvertreter des deutschen Bundeskanzlers.
Von 1963-1966 war er Kanzler der Bundesrepublik.
Von 1966 - 1967 war Erhard Vorsitzender, und ab 1967 Ehrenvorsitzender der CDU.
Ludwig Erhard vereinte in sich das theoretische Wissen und die Erfahrung eines groen Staatsmannes. Unter seiner Fhrung entwickelte eine Gruppe von konomen den so genannten Hamburger Plan der Wirtschaftsreformen, dessen Realisierung es Ende der vierziger Jahre ermglichte, Westdeutschland aus der Krise herauszufhren.
Nach seinen konomischen Ansichten gehrt Erhard zu den Neoliberalen.
In den Archiven Erhards sind etwa 1200 Aufzeichnungen erhalten geblieben, Artikel ebenso wie Notizen von ffentlichen Auftritten. Sein wissenschaftlich-publizistisch bekanntestes Werk ist das Buch Wohlstand fr alle", 1957 in Deutschland geschrieben und herausgegeben. In Russland ist die bersetzung dieses Buches 2001 im Verlag Delo erschienen.

Die Entwicklung des Modells der sozial ausgerichteten Wirtschaft hat in Deutschland unter komplizierten sozial-konomischen Bedingungen begonnen. Zu dieser Zeit war der Zustand der Wirtschaft Deutschlands bedrckend. Zwei Drittel der Produktionskapazitten standen still, die Preise wuchsen ununterbrochen, im Land herrschte der Schwarzmarkt.
Die Geldmittel in den Hnden der Bevlkerung berstiegen den Umfang des Nationalprodukts fast um das Zehnfache. Viele Waren wurden nur auf Karten abgegeben, es blhte der Naturalienhandel. Als sicherste Whrung galten die Zigaretten.
Entsprechend der Idee der sozialen Marktwirtschaft, wurden die freie private Initiative und der Wettbewerb in der Kombination mit der aktiven Rolle des Staates zu Hebeln der Wiedergeburt der Wirtschaft.
Im Jahre 1948 wurde eine Geldreform durchgefhrt, die zur wichtigsten Vorbedingung fr die weitere Liberalisierung der Wirtschaft wurde.

Erluterung: Die neue Deutsche Mark wurde gegen zehn alte Reichsmark eingetauscht, die aus dem Verkehr gezogen wurden. Der Teil des Geldes, der nach dem Austausch brig geblieben war, wurde auf speziellen Konten eingefroren, und danach zum Kurs von 1: 20 eingetauscht.
Die Renten und das Gehalt unterlagen der Auszahlung in den neuen DM und zwar im Verhltnis 1: 1.
Damit hatte man die in Umlauf befindliche Geldmenge um mehr als 14 Mal verringert, was es ermglichte, die Inflation drastisch zu verringern, indem die Waren- und Geldmenge ausbalanciert wurden.

Die Preisreform war im Gesetz ber die Prinzipien der wirtschaftlichen Struktur und der Preispolitik verankert, demzufolge die Anordnungen zur Regulierung des Wirtschaftslebens aufgehoben wurden. Ebenso wurden die administrative Verteilung der Ressourcen und die Preiskontrolle abgeschafft.
Die Deregulierung der Preise und der Einkommen geschah allmhlich. Fr die wichtigsten Lebensmittel, die Landwirtschaft, die Mieten sowie die meisten Rohstoffe legte der Staat die Preise fest.
Bei anderen wichtigen Konsumgtern (Textilien, Schuhe) wurden die Preisbeschrnkungen aufgehoben, aber die Regulierung blieb bis Anfang 1950 in Kraft. Erst 1951 wurden die meisten Preise freigegeben. Das reichte aus, um das wirtschaftliche Klima radikal zu ndern, ein schnelles Wachstum der Produktion zu stimulieren. Um die Finanzstabilitt wahren und eine Hyperinflation zu vermeiden, wurde eine Reihe von Manahmen eingeleitet:
ein Bundesgesetz gegen eine willkrliche berhhung der Preise;
eine regelmige Verffentlichung von Katalogen mit lokalen
Preisen, die den durchschnittlichen Produktionsbedingungen
entsprachen;
die Entwicklung eines Programms fr den Massenkonsum,
demzufolge die Waren nach Durchschnittspreisen verkauft
wurden.
Parallel wurde restriktive Geldpolitik durchgefhrt. Diese Manahmen trugen dazu bei, das Preisniveau an die reale Kaufkraft der Bevlkerung anzupassen und die Produktion zu frdern.
Die Wiederherstellung und Modernisierung der Produktion geschah zu groen Teilen auf der Grundlage des amerikanischen Marshall-Plans, wodurch in sehr kurzer Zeit die Konkurrenzfhigkeit der Wirtschaft in den traditionellen Zweigen deutlich erhht wurde.

Erluterung: Im Jahre 1947 hat der Auenminister der USA, General George K. Marshall den Beginn eines amerikanischen Hilfsprogramms fr Europa bekannt gegeben. Im April 1948 trafen die ersten Direktlieferungen von Waren aus den USA ein.
Eine weitere Form der Hilfe waren vergnstigte Anleihen und Kredite fr die Finanzierung von Projekten zur Wiederherstellung der Wirtschaft in den Lndern Europas.
Die Leitung des Programms oblag der Organisation fr europische wirtschaftliche Zusammenarbeit gemeinsam mit der Administration fr wirtschaftliche Zusammenarbeit der USA.
Insgesamt wurden ber den Marshall-Plan, der sich auf 17 europische Staaten erstreckte, 13 Mrd. US-Dollar fr die Wiederherstellung der Wirtschaft ausgegeben. Die meiste Hilfe bekam Westdeutschland - rund 4,5 Mrd. Dollar.

Die Steuerpolitik frderte die Selbstfinanzierung durch hohe Amortisationsraten und niedrige Steuerstze auf den kapitalisierten Gewinn.
Auerdem verwendete der Staat zur Stimulierung des Wirtschaftswachstums zweckbestimmte Investitionen aus dem staatlichen Budget. So wurde 1952 das Gesetz ber Investitionshilfe der Produktion" verabschiedet, das die verarbeitenden Industriezweige zu zweckbestimmten Investitionsabgaben zugunsten der Bergbau-, Metallurgie-, Energie, der Wasserwirtschaft und der Bundesbahn verpflichtete.
Voraussetzungen fr die Senkung der Kosten waren Beschrnkungen beim Einkommenszuwachs durch das Wachstum der Arbeitsproduktivitt und die Senkung der Steuern.
Der Kampf gegen die Monopolisierung der Wirtschaft fand seinen Ausdruck in der 1945 durchgefhrten zwangsweisen Auflsung der Wirtschaftskartelle. Fr die Schaffung eines gnstigen Wettbewerbsklimas wurde 1957 das Gesetz ber den Schutz vor Wettbewerbsbeschrnkungen angenommen, das Vereinbarungen verbot, die auf eine Beschrnkung des Wettbewerbs gerichtet waren, eine berwachung zur Verhinderung von Missbruchen durch marktbeherrschende Unternehmen und die Kontrolle ber die Vereinigung von Unternehmen vorsah.
Indem er die Konzeption der sozialen Marktwirtschaft weiterentwickelte, hat Erhard Projekte zur Umgestaltung des Eigentums in Form der Beteiligung der Arbeiter an den Gewinnen der Unternehmer und dem Aktienkapital der Gesellschaften eingebracht.
Er schlug vor, den Marktmechanismus mit der Orientierung auf eine Sozialpartnerschaft zu verbinden, und er konstruierte Modelle fr die Beteiligung von Arbeitnehmervertretern der den Fhrungsgremien der Unternehmen.
Es wurden die Losungen Wohlstand fr alle" und Eigentum fr alle ausgegeben.
Die Reformen, die von Erhard und seinen Kollegen durchgefhrt wurden, haben die Voraussetzungen fr die wirtschaftliche Wiedergeburt Deutschlands geschaffen. Anfang der 60er Jahre wurde die BRD ein fhrendes Land Westeuropas. Die Welt sprach vom deutschen Wirtschaftswunder.
Der Erfolg der Wirtschaftsreformen war nicht nur durch eine richtige Wirtschaftspolitik, sondern auch durch eine Reihe begnstigender Faktoren bedingt, wie:
eine moderne materiell-technische Basis der Produktion;
verhltnismig billige und qualifizierte Arbeitskrfte;
eine wachsende Nachfrage der Bevlkerung nach Waren und
Dienstleistungen.
Im Jahre 1965 erklrte Erhard auf dem Parteikongress der CDU die Vollendung der Programme der sozialen Marktwirtschaft, die Deutschland in eine formierte Gesellschaft umwandelten.
Die formierte Gesellschaft wurde als eine bestimmte Etappe der sozial-konomischen Entwicklung betrachtet. Es wurde festgestellt, dass die westdeutsche Gesellschaft schon zwei Entwicklungsetappen zurckgelegt hat:
Die Phase der Klassengesellschaft mit dem Kampf fr die
Vernderung der Gesellschaftsordnung;
die Etappe der pluralistischen Gesellschaft, fr die der Zusammensto der organisierten Bndnisse untereinander und mit dem Staat fr die Errichtung verschiedener Privilegien und fr die Aneignung eines hheren Anteiles am gesellschaftlichen Produkt typisch war.
Danach ist das Land in die dritte Phase der Entwicklung - die Etappe der formierten Gesellschaft eingetreten, in deren Mittelpunkt die Interessen des Gemeinwohls stehen sollen.
Die Anhnger dieser Theorie behaupteten, dass in der formierten Gesellschaft kein Platz fr den Klassenkampf sei. Ihre Grundlage sollte die Zusammenarbeit der Klassen, die Kooperation aller sozialen Gruppen werden.
Im Rahmen dieser Theorie wurde ein solcher Hebel zur Steuerung der sozialen Beziehungen entwickelt, wie die konzertierte Aktion, wodurch eine volle bereinstimmung der Interessen der Gewerkschaften, der Unternehmer, des Staates in allen sozial-konomischen Fragen fr die Sicherung eines stabilen und ausgeglichenen Wachstums erreicht werden sollte.
Dazu wurden in der formierten Gesellschaft eine Reihe von Reformen auf dem Gebiet der Finanz- und Whrungspolitik vorgeschlagen.
Diese Etappe in der Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft ist vor allem mit den Namen des SPD-Wirtschaftsministers Karl Schiller und des Finanzministers Franz Josef Strauss von der CSU verbunden, die als Hauptziele der Wirtschaftsentwicklung ein ausbalanciertes Wachstum und Vollbeschftigung verkndeten.
Jedoch hat die Stimulierung der Nachfrage neue Probleme in der deutschen Wirtschaft hervorgerufen, wie die Inflation und einen defizitren Staatshaushalt. Das fhrte dazu, dass Mitte der achtziger Jahre im Rahmen der Konzeption der sozialen Marktwirtschaft monetaristische Methoden der Wirtschaftsregulierung breite Anwendung fanden.
In dieser Zeit wurde unter der Losung einer Rckkehr zum Markt frherer Zeiten, der Befreiung der Bevlkerung von der Steuerlast, hervorgerufen durch die auerordentlich aktive Sozialpolitik im Land, eine neue Strategie der Fiskalpolitik, die Konzeption "des Angebotes und der Deregulierung entwickelt.
Der Strategie zugrunde lag die Verringerung der Herstellungskosten durch Einfrieren der Lhne und Gehlter, die Krzung der Sozialausgaben, die Senkung der Steuern auf den Gewinn, die Privatisierung des ffentlichen Sektors der Wirtschaft.

* * *

Die Konzeption der sozialen Marktwirtschaft ist ein Versuch, die vom Staat gewhrleistete Wirtschaftsfreiheit in der Marktwirtschaft mit den Idealen des Sozialstaates, wie soziale Geborgenheit und soziale Gerechtigkeit, zu verbinden.
Der Terminus "sozial" wird von den Autoren der Konzeption zweifach verstanden. Einerseits behaupten sie, dass die Marktwirtschaft sozialen Charakter trgt, da die Effektivitt die Wirtschaft die Voraussetzungen fr die Erhhung der Einkommen in der Gesellschaft schafft.
Andererseits, meint man, dass die Marktttigkeit, die sozial unerwnschte Ergebnissen hervorbringt, eingeschrnkt werden soll, dass die Ergebnisse des freien Wirtschaftsprozesses, die nicht genug menschlich sind, korrigiert werden sollen.
In diesem Zusammenhang werden in dieser Konzeption die sozialen Komponenten als notwendige Ergnzung zum Wirtschaftssystem der Marktwirtschaft verstanden, das bis dahin nicht das Erreichen sozial gerechter Ergebnisse zum Ziel gesetzt hatte.
Im deutschen Rundfunk sagte Ludwig Erhard vor der Ernennung durch die Alliierten zum Minister fr Wirtschaft im Dezember 1945: Die Wirtschaftskonzeptionen und die Wirtschaftsweisen waren und werden immer der Vernderung unterworfen sein, ewig jedoch bleibt das Ziel der Wirtschaftsttigkeit - dem Wohlstand der Menschen zu dienen.
Als beste erweist sich, gegen alle Dogmen, eine Wirtschaftsordnung, die unter Bercksichtigung der historischen, politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten, eine optimale Effektivitt gewhrleistet, und das kann immer nur eine solche Ordnung sein, bei der sich die wirtschaftlichen Ziele mit den realen Bedingungen, wie auch den sozialen Zielen harmonisch verbinden.
Es ist offensichtlich, dass das Modell der sozialen Marktwirtschaft ber ein riesiges wissenschaftliches und praktisches Potential verfgt, da es keine statische, sondern eine dynamische Theorie ist, anpassungsfhig entsprechend der Vernderung der Wirtschaftssituation und des Verhltnisses zwischen dem Markt und dem Staat.

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